Hybrider Vortrag: Die betroffenen Geflüchteten des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen 1992. Bericht aus einem Forschungsprojekt

Inhalt: „Roma aus Rumänien“ – so werden die im Sommer 1992 in der Lichtenhägener ZASt ankommenden Geflüchteten gemeinhin beschrieben. Sonst ist über die Menschen, welche erst ohne jegliche Versorgung vor dem Sonnenblumenhaus ausharren mussten und anschließend Ziel der tagelangen Angriffe wurden, nahezu nichts bekannt. Sowohl in der Forschung als auch in der medialen Bearbeitung und dem Gedenken an das Pogrom fehlen die Perspektiven und Geschichten dieser Hauptzeug*innen des Geschehens. Dieser Umstand ist umso erschreckender, als das Fehlen ihrer Stimmen als Ausdruck einer bis heute ungebrochenen Kontinuität von rassistischen Machtverhältnissen verstanden werden kann. Die Geflüchteten wurden in der zeitgenössischen Berichterstattung fast ausschließlich über rassistische Stereotype beschrieben und in den öffentlichen Debatten der 1990er Jahren argumentativ als Verdinglichung des „Asylproblems“ genutzt. Weil die meisten Betroffenen im Zuge der unmittelbar nach dem Pogrom einsetzenden Asylrechtsverschärfungen vermutlich alle Deutschland verlassen mussten oder abgeschoben wurden, gerieten sie zudem auch räumlich aus dem Blickfeld von Medien und Forschung.
Im Vortrag werden erste Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt des Dokumentationszentrums „Lichtenhagen im Gedächtnis“ präsentiert. Anhand von exemplarischem Material wie zeitgenössischen Dokumentationen, Interviews mit Zeitzeug*innen und Akten staatlicher Institutionen wird ein Einblick darin gegeben, welche Möglichkeiten und Grenzen verschiedene Quellengattungen für diese Rekonstruktionsarbeit bieten. Thematisch geht es dabei um verschiedene Aspekte: Gründe und Bedingungen der Flucht von Rom*nja aus Rumänien, die Situation von Geflüchteten in Mecklenburg-Vorpommern Anfang der 1990er Jahre und die konkreten Auswirkungen von Asylrechtsverschärfungen und Abschiebungen auf Geflüchtete aus Rumänien.

Zielgruppe: alle Mitarbeitenden aus Wissenschaft & Verwaltung der Universität Rostock

Datum: Dienstag, 12. Juli 2022, 17:15-18:45 Uhr

Ort: Ulmenstraße 69, Haus 1, HS 323

Anbieter: Vielfalt und Gleichstellung

Referierende: Stefanie Oster und Johann Henningsen sind Mitarbeiter*innen des Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“. Als Teil von Soziale Bildung e.V. wird das Dokumentationszentrum seit 2015 von der Stadt Rostock gefördert und arbeitet mit einem Archiv sowie Informations- und Vermittlungsangeboten zum Pogrom in Rostock-Lichtenhagen. Mehr Informationen finden Sie hier.  

Anmeldung: Für die Teilnahme in Präsenz ist keine Anmeldung erforderlich. Beachten Sie jedoch bitte die aktuellen Regelungen zum Universitätsbetrieb https://www.dienstleistungsportal.uni-rostock.de/corona-sonderinformationen/grundsaetzliches/durchfuehrung-von-praesenzveranstaltungen-ausser-lehrveranstaltungen/. Für die digitale Teilnahme melden Sie sich bitte bei vielfaltuni-rostockde an, dann erhalten Sie rechtzeitig vor der Veranstaltung den Zugangslink. 


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