Rostocker Theologiestudierende in Südafrika

Die Exkursionsgruppe in der Kathedrale von Durban (Foto: Universität Rostock / Martin Rösel).

Fünfundzwanzig Jahre nach den ersten freien Wahlen in Südafrika steht das Land vor großen Herausforderungen. Die Spuren des Apartheid-Regimes sind noch lange nicht überwunden, die HIV-Infektion ist in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet, die Wirtschaft ist in einer Krise. Zugleich ist das Land gesegnet mit unglaublich schönen Naturlandschaften, Bodenschätzen und einer überreichen Tier- und Pflanzenwelt.

Auf der Exkursion sollten die Theologiestudierenden die vielfältige religiöse Landschaft im südlichen Afrika erkunden, denn zu den Hinterlassenschaften der früheren Kolonialmächte gehören nicht nur eine große Zahl unterschiedlicher christlicher Konfessionen, sondern auch der Islam, das Judentum und indische Religionen. Hinzu kommen die traditionellen afrikanischen Religionen, die zum Teil Züge der christlichen Überlieferung aufgenommen haben. Die Gruppe sollte außerdem einen Eindruck von den gegenwärtigen sozialen und politischen Problemen des Landes erhalten.

Auf dem Programm der 12-tägigen Reise standen daher ganz unterschiedliche Punkte: Besuche von Schulen und Sozialprojekten, einer Hilfsgruppe für Aids-Kranke, einer Kathedrale, einer Moschee und eines Hare-Krishna-Tempels sowie von Nationalparks und einer Zuckerrohrplantage. So erschlossen sich den Studierenden ganz unmittelbar positive wie negative Aspekte. Sie gewannen Einblicke in das Leben einzelner Bevölkerungsteile der Regenbogennation Südafrika. Dabei war auch Verstörendes: Ein Farmer, der sich unverblümt rassistisch über seine schwarzen Arbeiter äußerte, die Ignoranz vieler Männer im Umgang mit Aids, die Armut in den Townships. Doch zugleich erlebten sie auch Glaubensgewissheit, große Hilfsbereitschaft und Beispiele für interreligiöse Zusammenarbeit. So trug die Reise dazu bei, eigene Urteile auf die Probe zu stellen, neue Erfahrungen zu machen und ein differenziertes Bild über eine fremde Kultur zu erhalten. Den künftigen Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Lehrerinnen und Lehrern werden solche Einsichten wohl immer hilfreich bleiben.

Prof. Dr. Martin Rösel
Theologische Fakultät


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